Ausgewählte Erwerbungen der deutschen Nationalbibliothek
(1913 ff.)
Grimm, Ludwig Emil: Kurze Lebensbeschreibung einer merkwürdigen und liebevollen Sau, geboren in Ihringshausen im Jahr 1849.
Bild / Video 14 / 35
Der jüngste Bruder von Jacob und Wilhelm Grimm zählt zu den bedeutendsten Zeichnern und Radierern des 19. Jahrhunderts. Er porträtierte seine Brüder, wandte sich im Verlauf seines über 70jährigen Lebens aber mehrheitlich Darstellungen aus dem Volk zu. In seinem Nachlass fanden sich neben zahlreicher Portraits einfacher Leute auch mehrere Bildrollen mit Geschichten. Im Rollenformat gestaltete er comicartige Bilderfolgen, erste Erfahrungen sammelte er im Alter von ca. 40 Jahren durch die Schilderung einer Reise nach Hannover, die zu den frühesten sequenziellen Erzählungen des 18. und 19. Jahrhunderts in Deutschland gezählt wird.
Bei dem vorliegenden Werk handelt es sich um eine Geschichte, die nicht zuletzt auch durch ihre äußere Form einen idealen Zugang zum Bildrollenwerk des Künstlers bietet. Der Humor Ludwig Emil Grimms weiß auch noch im 21. Jahrhundert zu überzeugen. Erzählt wird die Geschichte eines rosa Schweinchens, das auf Grund seiner Wesensart seinem Besitzer zunächst besonders viel bedeutet. Doch das Schweinchen wird größer und fetter, das Interesse des Bauern wendet sich dem wirtschaftlichen Nutzen zu und er beschließt, es an den meistbietenden Schlachter zu verkaufen. Im Anhang zur Geschichte äußert sich das Schwein selbst zu seinem Leben, damit ist es das vermutliche erste Schwein der Literaturgeschichte mit einer Autobiografie.
Im kleinen Verlag Round not Square in Berlin erschienen, ist der Verlagsname Programm für die äußere Form. Über 150 Jahre nach dem Vorliegen von zunächst faksimilierten Ausgaben mit zusammengeklebten Papierbögen ist eine durchgängig gedruckte und handgebundene Bilderrolle von Ludwig Emil Grimms Werk erschienen.