Ausgewählte Erwerbungen der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt am Main
(1801 - 1870)
Eine Grubenexplosion im Plauenschen Grunde bei Dresden am 2. August 1869 : geschildert von einem Augenzeugen. – Zschopau : gedruckt und zu haben bei Paul Stebelow, 1869. – 1 gefaltetes Blatt (8 Seiten)
(Erworben von der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt am Main – Signatur: 18/33011)
Bild / Video 6 / 35
In dem zu acht Seiten gefalteten Blatt schildert ein nicht näher bezeichneter „Augenzeuge“ die verheerende Schlagwetterexplosion im Segen-Gottes- und Neuhoffnungsschacht in Burgk am 2. August 1869, bei der 276 Bergleute ums Leben kamen. Nur drei Bergleute konnten sich retten. Es ist von 446 tödlich Verunglückten die Rede, was ein Indiz dafür ist, dass die Schrift wahrscheinlich vor der vollständigen Bergung der Leichen veröffentlicht wurde. Die Wucht der Explosion zerstörte große Teile beider Gruben, sogar eiserne Förderloren wurden durch den Luftdruck ins Freie geschleudert. Der unbekannt gebliebene Verfasser schildert sowohl den Ablauf des Unglücks als auch die beginnenden Bergungsarbeiten. Am Ende steht ein Aufruf, sich großzügig an den Sammlungen für die Hinterbliebenen zu beteiligen, ebenso ging der komplette Kaufpreis von einem sächsischen Neugroschen als Spende an die Familien der verunglückten Bergleute. Am ersten Jahrestag des Unglücks wurde eine steinerne Stele zum Andenken an die Opfer enthüllt. Das Unglück im Plauener Grund war eine der schwersten und frühesten Schlagwetterexplosionen im deutschen Steinkohlebergbau. Im Untertagebergbau versteht man unter einer Schlagwetterexplosion ein Gasgemisch aus Methan und Luft, das unbeabsichtigt durch eine Zündquelle, wie offenes Licht, Sprengung, Hammerschlag oder Funkenflug zur Detonation gebracht werden kann. Ab 1880 wurden in vielen deutschen Steinkohlerevieren sogenannte Schlagwetterkommissionen gegründet, die die Sicherheitsstandards erhöhen sollten. Die vorliegende Schrift war bislang im deutschen Bibliothekssystem nicht nachgewiesen.