Ausgewählte Erwerbungen der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt am Main
(1801 - 1870)
Abbildungen von Gusswaaren auf der Eisengiesserei der Gewerke der Neuhoffnungshütte bei Herborn. – Dillenburg : Gezeichnet u. Lithographiert von Wilh. Rath, 1844. - 1 ungezähltes Blatt Tafel, 2 ungezählte Seiten, 50 ungezählte Blätter Tafeln
(Erworben von der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt am Main. - Signatur: Wf 449)
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Der Katalog der Neuhoffnungshütte in Sinn bei Herborn (Sinner Hütte) ist in vielerlei Hinsicht ein herausragendes Dokument deutscher Industriegeschichte. Weltweit ist nur dieses eine Exemplar nachgewiesen. Auf 50 lithografierten Seiten werden die lieferbaren Produkte der Eisengießerei aufgeführt: Töpfe, Pfannen, Kasserollen, Kohlekästen, Waffeleisen, Mörser, Bügeleisen, Bräter, Milchkannen, Kuchenformen, Spuckkästen, Gewichte, Uhrenpendel, Spaten, Hacken und vieles mehr. Der Schwerpunkt der Produktion lag aber bei Herden und Öfen, deren Konstruktion ständig optimiert wurde, um mit möglichst wenig Energie möglichst viel Wärme zu erzeugen. Das Prinzip einer effektiven Heizung bis heute …
Die Neuhoffnungshütte war eine von vielen Eisenhütten und Gießereien in Mittelhessen. Die Bedingungen im Dilltal erschienen besonders günstig: Es gab in unmittelbarer Nähe hochwertige Eisenerzlager, genügend Holz, um die Hochöfen zu betreiben und die Wasserkraft der Dill, um ausreichend Energie für Gebläse und Schmiedehämmer zur Verfügung zu haben.
Die herzoglich-nassauische Hüttenverwaltung erteilte 1818 dem Förster Daniel Treupel (1766-1840) die Genehmigung zum Betrieb einer Eisenhütte in Sinn. Nach Treupels Tod wurde die Gießerei weiter von der Familie Treupel betrieben. Aus dieser Zeit stammt der vorliegende Katalog. 1854 erfolgte der Verkauf an Wilhelm Ernst Haas sen. (1784-1864) und Wilhelm Ernst Haas jun. (1815-1865). Die Haas und Sohn Ofentechnik GmbH besteht bis heute als international tätiges Unternehmen. Der Verwaltungssitz befindet sich immer noch in Sinn.
Ein interessantes Detail ist der Hinweis, bei Bestellungen von Sonder- und Einzelanfertigungen auf die Angabe der richtigen Maße zu achten. Als Maßeinheit wird der Frankfurter Werkschuh (0,2846 m) zugrunde gelegt. Die Umrechnung in andere Maßeinheiten (Pariser, Rheinländischer, Neu-Badener und Neu-Darmstädter Fuß) verweist darauf, dass Mitte des 19. Jahrhunderts eine Vielzahl von Maßeinheiten parallel existierten. Dieses Nebeneinander wurde erst mit der Einführung des metrischen Maßsystems nach der Reichsgründung 1871 beendet.
Die lithografische Illustration der Neuhoffnungshütte aus dem Jahr 1844 erinnert eher an die Idylle einer Landschaftsdarstellung als an ein Abbild einer Industrieanlage. Nur der kleine rauchende Schornstein in der rechten Bildhälfte lässt darauf schließen, dass es sich tatsächlich um eine Eisenhütte handelt.