GSB 7.1 Standardlösung

Ausgewählte Erwerbungen der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt am Main

(1801 - 1870)

Das Elisium (bis Carneval 1853) als teleskopisches Pracht-Bild des Himmels und der Erde, mit einer großen astronomischen satyrischen Heerschau über sämmtliche Himmelszeichen, Planeten und Sternbilder : Ausstellung einer räthselhaften Musik-Kapelle (afrikanische Automaten-Beduinen), und vieler anderer elysischer Sehenswürdigkeiten, Belustigungen, Kunst- und Musik-Produktionen etc. etc.[Wien] : v. Hirschfeld'sche Buchdruckerei, [1852]. – 4 ungezählte Seiten(Erworben von der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt am Main. – Signatur: F 18/568)

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Das Elisium (bis Carneval 1853) als teleskopisches Pracht-Bild des Himmels und der Erde, mit einer großen astronomischen satyrischen Heerschau über sämmtliche Himmelszeichen, Planeten und Sternbilder Das Elisium (bis Carneval 1853) als teleskopisches Pracht-Bild des Himmels und der Erde, mit einer großen astronomischen satyrischen Heerschau über sämmtliche Himmelszeichen, Planeten und Sternbilder : Ausstellung einer räthselhaften Musik-Kapelle (afrikanische Automaten-Beduinen), und vieler anderer elysischer Sehenswürdigkeiten, Belustigungen, Kunst- und Musik-Produktionen etc. etc.
[Wien] : v. Hirschfeld'sche Buchdruckerei, [1852]. – 4 ungezählte Seiten
(Erworben von der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt am Main. – Signatur: F 18/568)

Das von dem Hofzuckerbäcker Josef Georg Daum (1789 – 1854) gegründete „Elysium“ in Wien war ein weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekanntes Vergnügungslokal, das mit seinen Attraktionen Gäste aus ganz Europa anzog. Besonders das 1840 in den Kellerräumen des St. Anna-Klosters eröffnete „Neue Elysium“ mit seiner wilden Mischung aus Schaubühne, Musiktheater, Erlebniswelt, Zoo, Nachtclub und Restaurant war der Mittelpunkt des Wiener Vergnügungsviertels, ein reizüberflutender Ort, den man heute vielleicht als „Erlebniswelt“ anpreisen würde.

Die vorliegende, in keiner deutschen Bibliothek nachweisbare, vierseitige illustrierte Flugschrift im Folio-Format diente als Werbeblatt, um noch mehr Gäste in die weitläufigen, über mehrere Stockwerke reichende Kellerfluchten zu locken. Im reißerischen Stil eines Jahrmarkt-Ausrufers werden Zögerliche zum Eintritt in die künstlichen Paradiese Wiens aufgefordert: „Komme! – siehe – höre – staune – und entzücke Dich – schüttle ab den oberirdischen Staub von Deinen Füßen – und folge den Seligkeiten verheißenden Ruf in den unterirdischen Himmel.“ Auf einer vermeintlichen Weltreise – allerdings „nur“ durch die Wiener Unterwelt – lernen Vergnügungswillige scheinbar unerhörte Attraktionen kennen. Dabei bediente man sich schlichten, aber zeittypischen, weil geläufigen nationalen und religiösen Klischees. Was im 21. Jahrhundert höchst fragwürdig bis ungenießbar wäre, kam im 19. Jahrhundert bestens an: Asien wird durch einen „Mandarin-Saal“ repräsentiert, in dem es nur Menschen gibt, „die Dir nie widersprechen.“ Es folgt das „Prunk-Gemach des Profeten“, wo seltsamerweise „Poulade von Spießen und Champagner vom Besten“ gereicht wird. Nach „gemüthlicher Zithermusik“ in einer alpenländischen Kulisse folgen die musikalischen Darbietungen der bereits im Titel erwähnten „räthselhaften Musik-Kapelle der Beduinen-Automaten“. Weiter geht es nach Afrika zu „Abderman’s Krystall-Palast“ und „Mahomed’s Paradies“, ehe man vorbei an künstlichen Wasserfällen mit einer zweispurigen unterirdischen Pferde-Eisenbahn durch den amerikanischen Urwald mit Affen und Papageien, „America, das Wunderland der allgemeinen Auswanderung“ erreicht. Am Ende dann als krönender Abschluss, zweimal am Abend, die „astronomisch satyrische Heerschau“, bei denen eine Vielzahl an Sänger*innen und Tänzer*innen akrobatischen Darbietungen vollführend durchs „Elysium“ paradierten.

Diese Flugschrift erweist sich als eine besondere bildreiche Quelle für die Herausbildung kollektiver phantastischer Szenerien Mitte des 19. Jahrhunderts, und lädt zu Stereotypen-Analysen ein.

Der Initiator des kuriosen Vergnügungsetablissements, Josef Georg Daum, starb übrigens im Jahre 1854 an der Cholera. Sein Sohn übernahm das „Elysium“, konnte aber nicht mehr an die Erfolge des Vaters anknüpfen.

Als Digitalisat verfügbar