GSB 7.1 Standardlösung

Ausgewählte Erwerbungen der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen

(1701 - 1800)

Friedrich von Hagedorn, Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Magnus Gottfried Lichtwer: Fabeln.

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Illustration aus von Hagedorn, Fabeln, 1777 Friedrich von Hagedorn, Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Magnus Gottfried Lichtwer: Fabeln.

Die zahlreichen Abbildungen in der vorliegenden Fabelsammlung stammen von dem Schweizer Johann Rudolf Schellenberg (1740 - 1806). Schon während seiner Schulzeit zeigte der in Basel geborene Enkel des Malers Rudolf Huber eine ausgeprägte künstlerische Neigung und Begabung für die Malerei. Obwohl seit einem Sturz von der Schaukel an einer lebenslänglichen Gedächtnisschwäche leidend setzte Schellenberg seinen Weg als Zeichner und Maler fort. Unterstützt wurde er darin von Johann Geßner, der ihn auf die Idee brachte, naturhistorische Abbildungen zu wissenschaftlichen Zwecken anzufertigen. Schellenberg meisterte diese Aufgabe sehr gut, arbeitete sich gleichzeitig in das Gebiet der Radierkunst ein. Seine ersten Arbeiten zeigen dabei nicht nur sein Talent, sondern auch Humor und einen Hang zum Satirischen. Seinen Unterhalt verdiente er sich nun mit der Herstellung von Abbildungen zu Romanen und Erzählungen, Erbauungsschriften und Reisewerken.

Zahlreiche Illustrationen lieferte er für Neujahrsblätter, deren lange Folge im Übrigen auch sehr gut den Geschmackswandel der Zeit dokumentieren können. Der Beruf brachte unter anderem Bekanntschaft und schließlich Freundschaft mit Chodowiecki mit sich. Schellenberg illustrierte auch Bibelausgaben und beteiligte sich an dem so wichtigen Abbildungsmaterial für Lavaters Physiognomik. Zu seinen besten Werken gehören die Tafeln für den Verleger Heinrich Steiner, der auch die hier gezeigte Fabelsammlung herausbrachte. Für jede der 20 Fabeln entwarf er eine ganzseitige Illustration und brachte darin jede Menge schweizerisches Lokalkolorit unter. Die Chodowiecki gewidmete Ausgabe von 1777 enthielt Fabeln von Hagedorn, Gleim und Lichtwer. Hagedorn war als Fabeldichter recht erfolgreich und beliebt. Während er die Geschichten und Motive zumeist aus älteren und jüngeren Vorlagen schöpfte, entwickelte er für die Darstellung einen ganz eigenen, leichten Erzählstil. Diesen imitierte Gleim in seinen 1756 erschienenen Fabeln. 1748 brachte Lichtwer seine Fabeln heraus, auch er um den modernen, französischen Duktus bemüht.

Die Abbildung gehört zur achten Fabel Die Bärenhaut und zeigt eine Szene, in der zwei Franzosen dem Bär begegnen, dessen Fell sie erbeuten wollen. Das Vorhaben misslingt, einer der Männer rettet sich auf einen Baum, der andere stellt sich tot, da "Bären selten Todte fressen". Die Moral ist klar: Man soll das Fell des Bären nicht verteilen, bevor man ihn erlegt hat.