GSB 7.1 Standardlösung

Ausgewählte Erwerbungen der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen

(1701 - 1800)

[Anonym], Verzeichnis von frischen Gartensaamen […], o. O. 1799.
(Erworben von der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Signatur: DD2019 D 13)

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Titelblatt "[Anonym], Verzeichnis von frischen Gartensaamen […], o. O. 1799."

Bei dem kleinen Druckerzeugnis – ein Blatt, 20x16 cm im Hochformat, beidseitig bedruckt – handelt es sich um eine Preisliste von Samen und Pflanzen für den Haus- und Apothekergarten. Unter verschiedenen Rubriken („Kohlsaamen“, Wurzelsaamen“, „Salatsaamen“, „Kräuter“, „Spargelpflanzen“, „Blumensaamen“ u.s.w.) finden sich mehr als 100 Samen und Saatgutprodukte von Nutzpflanzen (inkl. der jeweiligen Gebindegröße und preise) und noch einmal fast 40 Arten von Blumensamen.
Die in der Liste angebotenen Produkte können, wie einer Anmerkung am Schluss der Liste zu entnehmen ist, entweder in der Stadt Osnabrück „in Hr. Wellenkamps Hause in der Hakenstraße“ bestellt werden, oder aber auch mittels einer schriftlichen Bestellung direkt über den Anbieter bezogen werden. Auffällig ist jedoch, dass eine genaue Adresse des Anbieters fehlt – diese kann nur indirekt aus der Überschrift der Liste ermittelt werden: „Verzeichnis von frischen Gartensaamen, welche zu Hünnefeld bey dem Gärtner Lorenz […] zu haben sind.“
Bei der Ortsangabe „zu Hünnefeld“ handelt es sich um das Gut und gleichnamige Schloss Hünnefeld nahe der Stadt Bad Essen im Amt Wittlage-Hunteburg des Fürstbistums Osnabrück. Es befand sich seit dem späten 15. Jahrhundert im Besitz der Familie von dem Bussche, deren beiden Hauptzweige Ippenburg und Hünnefeld im 18. Jahrhundert zu den bedeutendsten protestantischen Adelsgeschlechtern des Fürstbistums Osnabrück gehörten. Da der Adelssitz Hünnefeld in Osnabrück hinreichend bekannt war, reichte wohl die ergänzende Angabe „Gärtner Lorenz“, dass die Bestellungen ihr Ziel erreichten.
Die Zugehörigkeit zum Gut Hünnefeld kann auch erklären, wieso der Gärtner Lorenz ein so umfangreiches Angebot an Samen und Pflanzen machen konnte: Da die von dem Bussches eine der wohlhabendsten Familien des Landes waren, war ihr Garten entsprechend gut ausgestattet und konnte vermutlich sogar Überschüsse abwerfen, die der Gärtner dann verkaufen konnte. Die Preisliste, die aus agrar- und wirtschaftshistorischer Perspektive interessante Fragen zu beantworten vermag, lag oder hing vermutlich in Osnabrück aus; derartige Verkaufs- oder Preislisten fanden in der Regel keine Aufnahme in Archive und Bibliotheken. Das vorliegende Exemplar konnte im Juli 2019 für die Sammlung Deutscher Drucke bei einem englischen Antiquar erworben werden.