Ausgewählte Erwerbungen der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
(1701 - 1800)
Alexander Wille, Bett- und Tugend-Buch, oder: Kurze Tag- und Lebens-Regulen und Ubungen, Paderborn 1744. (Erworben von der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Signatur: DD 2024 A 201)
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Das „Bett- und Tugendbuch“ wurde von dem Jesuiten Alexander Wille (1647-1707) erstmals im Jahr 1698 veröffentlicht und erlebte bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein zahlreiche Neuauflagen und Überarbeitungen. Es enthält eine Auswahl verschiedener Gebete, Beichtübungen und Andachtstexte in deutscher Sprache und ist in der hier vorliegenden 8. Ausgabe aus dem Jahr 1744 nur in zwei weiteren deutschen Bibliotheken nachgewiesen. Die Besonderheit des hier vorliegenden Exemplars liegt vor allem in seinem besonders gut erhaltenen Schildpatteinband. Schildpatt war vom 16. bis 18. Jahrhundert ein beim Hochadel beliebter Werkstoff für besonders aufwändige und wertvolle Verzierungen von Schmuck, Behältnissen oder auch Bucheinbänden. Bei Schildpatt handelt sich um ein organisches Material, dass aus dem Panzer von Wasserschildkröten gewonnen wird. Der Einband des hier vorgestellten Buches befindet sich in einem sehr guten Zustand und weist nur geringfügige Kratzer im Material und so gut wie keine Verformungen auf. Darüber hinaus ist der Einband aufwendig mit Ölfarben bemalt: Auf dem Vorderdeckel ist Maria Magdalena in einem Blumenkranz aus verschiedenen weißen, roten und violetten Blüten abgebildet; auf dem Rückendeckel ist ebenfalls ein Blumenkranz abgebildet, in dem sich ein Marienbildnis mit zwei Kindern befindet, welche Jesus und Johannes darstellen. Am oberen Ende des Buchrückens ist eine Tragekette aus Messing befestigt. Der Vorsatz des Buches, mit dem der Buchblock am Einband befestigt ist, besteht aus Kattunpapier in den Farben Rot, Braun und Lila. Der aufwendige Einband zeigt, welche Bedeutung das religiöse Büchlein für die ehemalige Besitzerin oder den Besitzer hatten; derartige Einbände finden sich in der Regel selten in Universitätsbibliotheken und sind aus materialitätswissenschaftlicher Sicht eine sinnvolle Ergänzung für die Sammlung Deutscher Drucke.