GSB 7.1 Standardlösung

Ausgewählte Erwerbungen der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

(1601 - 1700)

[Johannes Riemer:] Der Politische und Lustige Tobacks-Bruder, Das ist: Sonderliche Beschreibung Des Edelen Krautes des Tobacks, Darbey allerhand lustige Begebenheiten und lächerliche Historien so sich öfters bey dem Tobacks-schmauchen ereignen […] vorgestellt Von Michael Kautzschen.
[ohne Ort], 1684. 18 ungez. S., 219 S., Kupfertitel
(Erworben von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur Xb 12° 420)

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Das Titelkupfer zeigt entsprechend der geschilderten Rahmenerzählung eine Gruppe von Männern, die in einem Wirtshaus gemeinsam rauchend beisammensitzt und einander Geschichten erzählt [Johannes Riemer:] Der Politische und Lustige Tobacks-Bruder, Das ist: Sonderliche Beschreibung Des Edelen Krautes des Tobacks, Darbey allerhand lustige Begebenheiten und lächerliche Historien so sich öfters bey dem Tobacks-schmauchen ereignen […] vorgestellt Von Michael Kautzschen. 
[ohne Ort], 1684. 18 ungez. S., 219 S., Kupfertitel 
(Erworben von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur Xb 12° 420)

Der Autor des Toback-Bruders, Johannes Riemer (1648-1714), der das Werk unter seinem Pseudonym Michael Kautzsch veröffentlichte, gilt gemeinsam mit dem Pädagogen und Dichter Christian Weise als einer der bedeutendsten Vertreter des politischen Romans des 17. Jahrhunderts. Wesentliche Charakteristika dieser Gattung sind die satirische und oft auch provozierende Schreibweise. Durch die Kombination von fiktiver Handlung und Fakten sollte Wissen an ein breites Publikum vermittelt werden.
Im Falle des 1684 erschienenen Tobacks-Bruder handelt es sich um eine Sammlung von „Schwänckgen“ aus dem studentischen Umfeld, in denen Diskussionen über das Rauchen im Fokus stehen. Der Roman stellt sozusagen eine Handreichung für den Leser dar, wie an solchen studentischen Ritualen teilzunehmen sei, und rückt die abwechselnd von den Herren Lysander, Damon und Crescentio veranstalteten „Tobacks-Convent[e]“, in den Mittelpunkt der Erzählung. Das Ziel der Wissensvermittlung spiegelt sich im am Schluss der Erzählung angefügten Anhang wider, der dem Leser eine „Erörterung etlicher nützlicher Fragen vom Toback“ bietet, die von der Art der Tabakspflanze über Anbaugebiete bis hin zu den dem Tabak zugeschriebenen Wirkungen reichen.
Der Roman beginnt mit einer fünfzehnseitigen Vorrede an den Leser, die von dem Studenten Musander verfasst wird und dessen Versuch beschreibt, im Auftrag eines Verlegers ein Buch mit dem Titel „Das politische Bier-Glas“ zu verfassen. Nachdem er „acht Tage / Tag und Nacht […] gesessen / und nicht einmahl eine Zeile concipiret, 6. Bogen Pappier […] verderbet / 1. Pfund Liecht / und 1 ½ Pfund Baumöhl verbrennet / vor 1. Thaler 16. Groschen Bier darzu ausgetruncken / und vor 8. Groschen Toback dabey geschmauchet […]“, erklärt er dem Leser schließlich, dass nun anstelle des Politischen Bierglases der „politische und lustige Tobacks-Bruder“ folge, der dem Leser „zu einen sattsamen Zeit-vertreib angenehme Toback-Schwänckgen offenbahren wird“.
Das Titelkupfer zeigt entsprechend der geschilderten Rahmenerzählung eine Gruppe von Männern, die in einem Wirtshaus gemeinsam rauchend beisammensitzt und einander Geschichten erzählt. Im Laufe eines der „Toback Schmausgen“ geben sich die Studenten mit der „[n]eu erfundene[n] und wohlgegründete[n] Tobacks-Zunfft-Ordnung“ eine eigene Verfassung, deren 26 Abschnitte auf den Seiten 59 bis 76 zitiert werden.
Bei der Erwerbung handelt es sich um die zweite Ausgabe des erstmals 1680 erschienenen Romans von Riemer. In öffentlichem Besitz war bislang neben dem Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin, das allerdings als Kriegsverlust gilt, kein Exemplar bekannt.