Ausgewählte Erwerbungen der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
(1601 - 1700)
Der Ritter auß der Beschlossenen Insel Firma. Ballet, Gehalten im grossen Saal zu Anspach/ den 7. Martii, Anno 1614. Gedruckt zu Onolzbach/ durch Paulum Böhem/ Fürstl: Brandenb: bestalten Buchdruckern
(Erworben von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur: Xb 11001)
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Das kleine, nur zwölf Seiten umfassende Werk verweist auf die Tradition der musikalischen und theatralischen Aufführungen im fränkischen Fürstentum Ansbach im frühen 17. Jahrhundert.
Das Libretto umfasst vier Abschnitte und ist an die heldenhaften Geschichten des Ritters Amadis angelehnt. Von deren weiter Verbreitung v.a. im 16. und 17. Jahrhundert zeugen die zahlreichen Übersetzungen und Fortsetzungen der spätmittelalterlichen Geschichte. Ab dem späten 17. Jahrhundert wurde der Stoff auch für einige barocke Opern genutzt, u.a. von Jean-Baptiste Lully, Georg Friedrich Händel und Johann Christian Bach.
Die Aufführung des Balletts am 7. März 1614 in Ansbach fällt in die Regierungszeit von Markgraf Joachim Ernst von Brandenburg-Ansbach. 1603 hatte er das Fürstentum aufgrund einer Erbfolgeregelung von dem musikalisch interessierten Markgrafen Georg Friedrich dem Älteren übernommen. Dieser hatte eine eigene Hofkapelle und ließ ab 1596 ein Lust- und Opernhaus durch Gideon Bacher errichten, das kurze Zeit vor der Ballettaufführung schließlich fertiggestellt wurde. Im ersten Obergeschoss befand sich ein großer Saal, der für musikalische und theatralische Veranstaltungen genutzt wurde.
Auch wenn es unter Joachim Ernst deutlich weniger Aufführungen gab als bei seinem Vorgänger Georg Friedrich sowie nach dem 30jährigen Krieg bei seinem Nachfolger Albrecht V., sind doch mehrere Vorführungen bezeugt, so etwa beim „freyen Ross-Thurnier“, das 1612 anlässlich seiner Hochzeit mit Sophie von Solms-Laubach veranstaltet wurde und ein theatralisches Ringelrennen mit einschloss. Derartige Aufführungen im Rahmen höfischer Festlichkeiten, bei denen die Rollen von Mitgliedern der Fürstenfamilie übernommen wurden, gehörten im 17. Jahrhundert zum Jahresprogramm an Fürstenhöfen.
Welches Fest der Anlass für das Ballett im März 1614, drei Monate vor der Geburt von Joachim Ernsts erster Tochter Sophie war, lässt sich nicht ermitteln. Die musikalische Untermalung der Ballettaufführung dürften die Stadtmusiker Hieronymus Heym, Hans Linckh und dessen jüngerer Bruder übernommen haben, die um 1620 zu Hoff- und Stadtmusici ernannt wurden.
Es handelt sich um das einzige bislang bekannte Exemplar dieses Drucks.