GSB 7.1 Standardlösung

Ausgewählte Erwerbungen der Bayerischen Staatsbibliothek München

(1450 - 1600)

Dialectices Cornelii Valerii Partis Ivdicandi Compendivm In Gratiam studiosæ iuuentutis scholarum triuialium per erotemata concinnatum, ediscendi causa. Coloniae Agrippinae, Ad intersignum Monocerotis, M.D.LXXIIII.
(Erworben von der Bayerischen Staatsbibliothek München, Signatur: L.lat. 1017 u)

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Titelblatt von "Dialectices Cornelii Valerii Partis Ivdicandi Compendivm" Dialectices Cornelii Valerii Partis Ivdicandi Compendivm In Gratiam studiosæ iuuentutis scholarum triuialium per erotemata concinnatum, ediscendi causa. Coloniae Agrippinae, Ad intersignum Monocerotis, M.D.LXXIIII.
(Erworben von der Bayerischen Staatsbibliothek München, Signatur: L.lat. 1017 u)

Der Humanist Cornelius Valerius (eigentlich: Cornelis van Auwater) gehörte zu den namhaften Professoren der Universität Löwen im 16. Jahrhundert. Geboren 1512 in Utrecht als Sohn von Wouter van Auwater (daher öfters auch „Wouters“ genannt; „Valerius“ war traditionell die lateinische Version des Namens „Wouter“), verlor er seine Eltern bereits im Kindesalter. In Utrecht besuchte er die angesehene Hieronymusschule, danach studierte er an der Universität Löwen am Collegium Trilingue (Latein, Griechisch, Hebräisch). Etwa von 1534 an unterrichtete er Kinder vornehmer Eltern in zahlreichen Fächern. Seine erfolgreiche Privatlehrertätigkeit trug dazu bei, sich in einem Netzwerk des gebildeten Bürgertums zu etablieren. 1538 kehrte er nach Utrecht zurück und unterrichtete Sprachen und Dialektik an der nun vom Dramatiker Macropedius (1487-1558) geleiteten Hieronymus-Schule, wobei er sich als Dialektiker besonders am Vorbild des Frühhumanisten Rudolf Agricola (ca. 1444-1485) orientierte. Etwa ab Mitte der 1540er Jahre begann Valerius mit der Publikation einer Vielzahl von Unterrichtsbüchern in vielen Fächern über Sprachen und Dialektik hinaus (u.a. Ethik, Astronomie, Geografie). Bereits in den Jahren zuvor hatte er sich mit lateinischen Festreden und Gedichten beträchtliches Ansehen erworben.

1546 verließ Valerius erneut seine Heimatstadt und wechselte nach Zierikzee. Nach längeren Bildungsreisen wurde Valerius 1557 am Collegium Trilingue Professor für Latein und trat damit die Nachfolge des Humanisten Petrus Nannius (1496-1557) an. Auf diesem renommierten Löwener Lehrstuhl verblieb er bis zu seinem Tod im Jahr 1578. Etliche namhafte Gelehrte gehörten zu seinen Schülern, darunter der Willem Canter (1542-1575) oder Justus Lipsius (1547-1606).

Der enorme Erfolg der Schul- und Lehrbücher von Cornelius, die auch außerhalb der Niederlande zahlreiche Auflagen bis weit ins 18. Jahrhundert hinein erlebten, hing mit ihrer klaren, schnörkellosen Darstellung des Lehrstoffs unter Verzicht auf weitschweifige Erläuterungen zusammen. Die vorliegende Ausgabe der „Dialectices“ veranschaulicht diese Methodik gut. Ihr Thema ist die Dialektik, worunter Valerius die sorgfältige Methode der klugen Unterscheidung versteht. Es geht darum, unter Verwendung logischer Grundsätze sachgerecht argumentieren, schlussfolgern und urteilen zu lehren. Mit Hilfe präziser Fragen und kurzer Antworten soll das dafür nötige Wissen vermittelt werden. Der didaktische Zweck wird auf diese Weise leicht erkennbar.

Druckort des mit handschriftlichen Anmerkungen von unbekannter Hand versehenen Werks ist Köln. Der Eintrag „Ad intersignium Monocerotis“ verweist auf den Kölner Drucker Walther Fabritius (gest. 1589) und dessen Stiefsohn Johann III. Gymnich (ca. 1540-1596). Da Fabritius sich bereits 1572 von den Geschäften zurückgezogen hatte, kann man davon ausgehen, dass die Valerius-Ausgabe von 1574 von Gymnich erstellt wurde. Fabritius selbst hatte bereits früher verschiedene Werke von Valerius gedruckt. Das Exemplar gehört zu den seltenen Erstausgaben im deutschsprachigen Raum; bis zum Ende des Jahrhunderts erfolgten 6 weitere Auflagen, von denen jeweils auch nur noch wenige Exemplare nachweisbar sind.