Ausgewählte Erwerbungen der Bayerischen Staatsbibliothek München
(1450 - 1600)
Jan Dubravius : Theriobulia Joannis Dubrauii Iurisconsulti & Equitis aurati de Regiis praeceptis
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Eines von nur zwei bekannten Exemplaren der ersten Ausgabe eines neulateinischen Fürstenspiegels in antiken Versmaßen, das in Form eines Fabelbuchs der Belehrung des jungen Königs Ludwig II. von Ungarn und Böhmen (1506-1526) diente. Es entstand vermutlich 1518 anlässlich der Übernahme der Regierungsgeschäfte durch den von den Ständen in Ungarn und Böhmen als mündig anerkannten jungen Regenten. Als Vorlage diente dem Verfasser Jan Dubravius (1486–1553), böhmischer Humanist und späterer Bischof von Olmütz, die altböhmische Dichtung „Nová Rada“ seines Landsmannes Smil Flaška von Pardubitz (ca. 1349–1403). Im Gegensatz jedoch zu der mit ironischen Ratschlägen durchsetzten satirischen Tierdichtung, handelt es sich bei Dubravius‘ Version um einen typisch humanistischen Fürstenspiegel, der in einer persönlich gehaltenen Lehr- und Mahnschrift die moralische Intention deutlich stärker in den Vordergrund treten lässt. In Form einer lockeren Folge von Ermahnungen werden die vier Kardinaltugenden, prudentia, iustitia, temperantia und fortitudo (Klugheit, Gerechtigkeit, Mäßigung und Tapferkeit) als Grundlage für eine kluge Staatsführung thematisiert.
Dubravius, der neben seinen diplomatischen Tätigkeiten, offenbar ausreichend Zeit fand für seine literarischen Bestrebungen, hinterließ ein vielfältiges literarisches Oeuvre, darunter ein umfassendes Werk zur Geschichte Böhmens sowie eine Anweisung zur Fischzucht und Fischteichtechnik, die er für die oberungarischen Unternehmungen von Franz Thurzo und Anton Fugger verfasste.