GSB 7.1 Standardlösung

Ausgewählte Erwerbungen der Bayerischen Staatsbibliothek München

(1450 - 1600)

Zwo Newe zeytung

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Abbildung des Titelblatts von "Zwo Newe zeytung, Und Warhafftiger Bericht von dem Erbärmlichen Blutbad unnd uberfallung von den Türcken in unser Christliches Feldläger vor der Vöstung Rab" Zwo Newe zeytung

Nach den ersten Türkenkriegen und der Unterzeichnung des Vertrags von Konstantinopel 1533 kam es aufgrund von Grenzverletzungen in Ungarn immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Habsburger und dem Osmanischen Reich, in denen es vorrangig um die strittige Hegemonie in Ungarn ging. 1592 kündigte der Habsburger Kaiser Rudolf II. (reg. 1572-1612) den Friedensvertrag und entsandte eine Streitmacht, die in der Schlacht bei Sissek am 22. Juni 1593 die Osmanischen Streitkräfte schlug. Als Folge dieser Niederlage erklärte der osmanische Sultan Murad III. (reg. 1574-1595) Kaiser Rudolf II. den Krieg. Dieser sogenannte „Lange Türkenkrieg“ dauerte von 1593 bis 1606 (Friede von Zsitvatorok) und wurde geprägt durch jahrelange Stellungskämpfe und wechselnde Besitzverhältnisse, wobei keiner der Gegner umfassendere Gebietsgewinne verzeichnen konnte.
Die äußerst seltene Flugschrift „Zwo Newe zeytung“ bezieht sich auf zwei historische Ereignisse im Verlauf des „Langen Türkenkriegs“: Berichtet wird über die Belagerung und den Angriff der Osmanischen Armee auf die kaiserlichen Truppen vor der ungarischen Festung Raab (Győr) am 28. August 1594 sowie über deren Einnahme am 29. September 1594. Die Festung Raab spielte eine bedeutende Rolle in der Abwehr der osmanischen Streitmächte und war ein wichtiger Bestandteil der Grenzburgenkette. Die verlustreichen Kämpfe auf Habsburger Seite wurden als Strafe Gottes angesehen „von wegen unsers Sündlichen lebens daß mir leyder täglich üben und treiben mit Hoffart Geitz Nachredt Neydt etc.“, gefolgt von dem mahnenden Stoßseufzer „mit mancherley leibs und der seelen Heyl zubedencken […] und mirs doch leyder nit zu Hertzen fassen können damit uns der liebe Gott zur besserung reytzet mir unns aber wenig dran kehren.“
Nach fünftägiger Belagerung erfolgte die kampflose Übergabe der Festung durch den kaiserlichen Feldoberst Graf Ferdinand von Hardegg (1549-1595), die zwar freien Abzug und freies Geleit gewährleistete, wie mehrfach lobend in der Flugschrift betont wird, wofür aber Graf Ferdinand von Hardegg der Prozess gemacht und er am 16. Juni 1595 hingerichtet wurde. 1598 gelang es Adolf von Schwarzenberg, die Festung zurückzuerobern.