Leben, Lieben, Sterben
Folgende ausgewählte Beispiele, die das breite Sammelspektrum der Sammlung Deutscher Drucke dokumentieren, werden in einer Ausstellung in der Schatzkammer der Bayerischen Staatsbibliothek München vom 18.9. bis 7.11.2014 gezeigt.
Kindheit
Auch nach 25 Jahren gibt es immer noch ein Buch ...
Exponat der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt am Main
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Heinrich Nestle : Ueber die Ernährung der Kinder. - Vivis : Lörtscher & Sohn, 1869. - 11 S., [2] Bl. Signatur: 18/25696
Heinrich Nestle (in den späteren Schweizer Jahren Henri Nestlé) wurde am 10.8.1814 in Frankfurt am Main geboren. Dort betrieb die Familie eine Glaserei und einen Glaswaren- und Geschirrhandel. Nach einer Apotheker- und Chemiker-Lehre verließ Nestle Frankfurt, ließ sich 1843 in der Schweiz in der Stadt Vevey am Genfer See nieder und arbeitete in einer Apotheke bis er ein eigenes Unternehmen gründete und zuerst Mineralwasser, Kunstdünger und Flüssiggas vertrieb. Im Jahr 1867 entwickelte er eine Rezeptur für ein Milch- oder „Kindermehl“, eine Fertignahrung für Kleinkinder, vielleicht auch aus dem Grund einer hohen Kindersterblichkeit in der eigenen Familie, da bei seiner Geburt als elftem Kind von vierzehn, bereits fünf seiner Geschwister verstorben waren. In seiner kleinen Schrift „Ueber die Ernährung der Kinder“ führt Nestle aus: „Meine Idee war darauf gerichtet, das Weizenmehl in eine für Kinder leicht verdauliche Form zu bringen, mit Milch zu verbinden und dadurch der Mutter ein ganz fertiges Nahrungsmittel, bester Qualität, für ihr Kind zu liefern, welches von den ersten Lebenstagen an bis zu einem Alter von 15 Monaten, als einzige Nahrung dienen kann. Wie sehr dadurch die schwere Aufgabe der Mutter erleichtert wird, ist leicht einzusehen; sie braucht nur Wasser, um in wenigen Minuten einen vortrefflichen Brei zu kochen; verdünnt sie denselben mit mehr Wasser, so erhält sie Milch, welche in der Flasche gereicht werden kann.“ Noch 1867 gründete er die Nestlé-Milchmehlfabrik und vertrieb sehr erfolgreich das neue Produkt im In- und Ausland. Seiner Heimatstadt Frankfurt am Main blieb Nestle immer verbunden: Frankfurt war die erste Stadt außerhalb der Schweiz, in der das „Kindermehl“ erhältlich war.
Hochzeit
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Exponat der Bayerischen Staatsbibliothek München
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Zu Ehren Der Hochzeitlichen Frewden des Edlen Ehrenvesten Wolbenambten George Loß von Dammer. So wol der Edlen viel Tugentreichen Frawen Johanna geborne Tschammern von GroßOsten auff der Niebe Gehalten den zwölfften tag Junij nach Christi Geburt im 1582. Jahr. - Nürnberg : Georg Endter, [ca. 1582]. – [47] Blatt, 12 altkolorierte Holzschnitte, Holzschnittbordüren. Signatur: Res/P.o.germ. 2106 n
Dieses Büchlein enthält die Predigt zur Trauung von George Loß auf Dammer und Osten (gest. 1617) und Johanna von Dschammer, der Erbin von Groß-Osten (Guhrau/Góra, Schlesien) sowie Ausführungen über den Stand der Ehe, um „unter der Rosenblumen art, eigenschaft der Eheleut Ampt zubeschreiben“. Verfasst wurde es der Vorrede zufolge von dem Pastor, der den Traugottesdienst abhielt und der in einer erweiterten Fassung „auff verstendiger Leute begerends ansuchen […] zween Brautkrentz jeden von viererley Tugentrosen zusammen geflochten zum Hochzeitlichen geschenk“ und zu Ehren des adeligen Brautpaars veröffentlichte. Angesichts der Erkenntnis, „Es sey gewis ein Ehrlich muth, Der sich in Ehstand setzen thut“, werden dem Brautpaar in Hinblick auf die ehelichen Aufgaben Ratschläge gegeben. So solle sich der Bräutigam als dankbar erweisen, bescheiden sein und seiner Frau, dem schwachen Geschlecht zugehörig, mit Verständnis und Nachsicht begegnen, mit Sorgfalt für den Unterhalt sorgen und in guten wie in schlechten Tagen seiner Frau in Treue zugetan sein. Die Braut hingegen solle „vernünftig“ sein, ihren Mann ehren und als Herrn im Haus anerkennen, keusch sein und „nicht frech vmb sich sehen, die augen wie ein Stosfalcke hin vnd her flattern lassen“, ebenso sanftmütig und freundlich, dem Mann zur Freude; dies alles basierend auf Gottesfurcht und in Liebe verbunden, „denn wo liebe da kein leid, Liebe machet alles Creutz leicht, durchzuckerts obs gleich noch mit so vil murren entzian verbitert“.
Sterben
Auch nach 25 Jahren gibt es immer noch ein Buch ...
Exponat der Bayerischen Staatsbibliothek München
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Gilles Corrozet : Imagines mortis. His accesservnt Epigrammata, è Gallico idiomate à Georgio Aemylio in Latinum translata. Ad haec, Medicina Animae, tam iis, qui firma, quàm qui aduersa corporis valetudine prediti sunt, maximè necessaria. Qvae his addita sunt, sequens pagina demonstrabit. – Köln : Arnold Birckmann d. Ä., Erben, 1557. – [99] Blatt, 53 Holzschnitte. Signatur: Im.mort. 90
Die „Imagines mortis“, eine Folge von 53 Holzschnitten, basierend auf Zeichnungen von Hans Holbein d. J. (um 1497/98–1543), greifen Motive des im ausgehenden Spätmittelalter beliebten Totentanzes auf und führen dem Menschen die eigene Sterblichkeit vor Augen.
Übersetzt wurden die französischen Epigramme von dem lutherischen Theologen Georg Aemilius (Georg Oemler, 1517–1569). Die Anordnung erfolgt durchgängig mit einem Bibelzitat, gefolgt von einem Bild und einem vierzeiligen Epigramm.
In hierarchisch absteigender Rangfolge wird die Gewalt des Todes über das menschliche Leben dargestellt, ohne Ansehen von Rang, Alter oder Geschlecht. Einher damit geht die implizite Ermahnung zu einem tugendhaften und gottgefälligen Leben.
Gezeigt wird, wie der Tod die widerstrebenden Menschen aus ihrem Lebensumfeld reißt, so den Soldaten, welcher trotz seiner Rüstung, Waffengewalt und tapferen Verteidigung der blanken Waffe des Todes unterlegen ist. Auch der Spieler, dem sowieso bereits der Teufel im Nacken sitzt, hat im wahrsten Sinne des Wortes schlechte Karten und wird beim Kartenspiel vom Tod gepackt. Auch hier ist Gegenwehr zwecklos, es sei denn, man hat wie der Brandner Kasper „Kerschgeist“ zur Hand, macht den ungebetenen Gast damit betrunken und ergaunert sich beim Kartenspiel zusätzliche Lebensjahre.