GSB 7.1 Standardlösung

Leben, Lieben, Sterben

Folgende ausgewählte Beispiele, die das breite Sammelspektrum der Sammlung Deutscher Drucke dokumentieren, werden in einer Ausstellung in der Schatzkammer der Bayerischen Staatsbibliothek München vom 18.9. bis 7.11.2014 gezeigt.

Kindheit

Auch nach 25 Jahren gibt es immer noch ein Buch ...

Exponat der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen

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Bild aus Karl Philipp Moritz, Neues A. B. C. Buch, welches zugleich eine Anleitung zum Denken für Kinder enthält Exponat der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen

Karl Philipp Moritz : Neues A. B. C. Buch, welches zugleich eine Anleitung zum Denken für Kinder enthält. - Berlin : Christian Gottfried Schöne, 1790. – 35 S., [1] S. Signatur: DD93 A 33459

Der junge Karl Philipp Moritz (1756–1793) wurde von seinem Vater gegen seinen Willen zunächst in eine Hutmacherlehre geschickt, konnte sich aber nach dem Besuch mehrerer Schulen in Hannover von seinen Eltern emanzipieren und nahm ein Studium der Theologie in Erfurt und Wittenberg auf. Er begeisterte sich bald für die Philanthropen Johann Bernhard Basedow (1724–1794), Joachim Heinrich Campe (1746–1818) und Johann Heinrich Pestalozzi (1746–1827) und arbeitete seit 1778 als Lehrer in Potsdam und Berlin. Fest davon überzeugt, dass das Lesen als elementare Kulturtechnik den Menschen aus seiner Unmündigkeit befreien konnte, verfasste er 1790 das hier vorliegende „Neue A. B. C. Buch“ eine Fibel, mit deren Hilfe das Alphabet und das Lesen im Selbststudium gelernt werden konnten. Dabei werden die Merksätze zu einem Begriff mit einer Illustration erläutert, wie etwa zum Buchstaben E: „Der Essig zieht den Mund zusammen (Geschmack)“ und zu F: „Kind, hüte dich vor Feuerflammen (Gefühl)“. Ein zwischengeschalteter Abschnitt enthält die Buchstaben des deutschen, des geschriebenen und des lateinischen Alphabets, bevor im letzten Abschnitt die 26 Bilder erläutert werden. Durch seine Komposition dient die Fibel gleichzeitig dazu, die Fähigkeit zur Abstraktion und zur Systematisierung von Beobachtungen zu fördern.

Hochzeit

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Exponat der Bayerischen Staatsbibliothek München

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Seiten aus dem Buch: Zu Ehren Der Hochzeitlichen Frewden des Edlen Ehrenvesten Wolbenambten George Loß von Dammer. Exponat der Bayerischen Staatsbibliothek München

Zu Ehren Der Hochzeitlichen Frewden des Edlen Ehrenvesten Wolbenambten George Loß von Dammer. So wol der Edlen viel Tugentreichen Frawen Johanna geborne Tschammern von GroßOsten auff der Niebe Gehalten den zwölfften tag Junij nach Christi Geburt im 1582. Jahr. - Nürnberg : Georg Endter, [ca. 1582]. – [47] Blatt, 12 altkolorierte Holzschnitte, Holzschnittbordüren. Signatur: Res/P.o.germ. 2106 n

Dieses Büchlein enthält die Predigt zur Trauung von George Loß auf Dammer und Osten (gest. 1617) und Johanna von Dschammer, der Erbin von Groß-Osten (Guhrau/Góra, Schlesien) sowie Ausführungen über den Stand der Ehe, um „unter der Rosenblumen art, eigenschaft der Eheleut Ampt zubeschreiben“. Verfasst wurde es der Vorrede zufolge von dem Pastor, der den Traugottesdienst abhielt und der in einer erweiterten Fassung „auff verstendiger Leute begerends ansuchen […] zween Brautkrentz jeden von viererley Tugentrosen zusammen geflochten zum Hochzeitlichen geschenk“ und zu Ehren des adeligen Brautpaars veröffentlichte. Angesichts der Erkenntnis, „Es sey gewis ein Ehrlich muth, Der sich in Ehstand setzen thut“, werden dem Brautpaar in Hinblick auf die ehelichen Aufgaben Ratschläge gegeben. So solle sich der Bräutigam als dankbar erweisen, bescheiden sein und seiner Frau, dem schwachen Geschlecht zugehörig, mit Verständnis und Nachsicht begegnen, mit Sorgfalt für den Unterhalt sorgen und in guten wie in schlechten Tagen seiner Frau in Treue zugetan sein. Die Braut hingegen solle „vernünftig“ sein, ihren Mann ehren und als Herrn im Haus anerkennen, keusch sein und „nicht frech vmb sich sehen, die augen wie ein Stosfalcke hin vnd her flattern lassen“, ebenso sanftmütig und freundlich, dem Mann zur Freude; dies alles basierend auf Gottesfurcht und in Liebe verbunden, „denn wo liebe da kein leid, Liebe machet alles Creutz leicht, durchzuckerts obs gleich noch mit so vil murren entzian verbitert“.

Sterben

Auch nach 25 Jahren gibt es immer noch ein Buch ...

Exponat der Bayerischen Staatsbibliothek München

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Seiten aus dem Buch: Gilles Corrozet : Imagines mortis. Exponat der Bayerischen Staatsbibliothek München

Gilles Corrozet : Imagines mortis. His accesservnt Epigrammata, è Gallico idiomate à Georgio Aemylio in Latinum translata. Ad haec, Medicina Animae, tam iis, qui firma, quàm qui aduersa corporis valetudine prediti sunt, maximè necessaria. Qvae his addita sunt, sequens pagina demonstrabit. – Köln : Arnold Birckmann d. Ä., Erben, 1557. – [99] Blatt, 53 Holzschnitte. Signatur: Im.mort. 90

Die „Imagines mortis“, eine Folge von 53 Holzschnitten, basierend auf Zeichnungen von Hans Holbein d. J. (um 1497/98–1543), greifen Motive des im ausgehenden Spätmittelalter beliebten Totentanzes auf und führen dem Menschen die eigene Sterblichkeit vor Augen.
Übersetzt wurden die französischen Epigramme von dem lutherischen Theologen Georg Aemilius (Georg Oemler, 1517–1569). Die Anordnung erfolgt durchgängig mit einem Bibelzitat, gefolgt von einem Bild und einem vierzeiligen Epigramm.
In hierarchisch absteigender Rangfolge wird die Gewalt des Todes über das menschliche Leben dargestellt, ohne Ansehen von Rang, Alter oder Geschlecht. Einher damit geht die implizite Ermahnung zu einem tugendhaften und gottgefälligen Leben.
Gezeigt wird, wie der Tod die widerstrebenden Menschen aus ihrem Lebensumfeld reißt, so den Soldaten, welcher trotz seiner Rüstung, Waffengewalt und tapferen Verteidigung der blanken Waffe des Todes unterlegen ist. Auch der Spieler, dem sowieso bereits der Teufel im Nacken sitzt, hat im wahrsten Sinne des Wortes schlechte Karten und wird beim Kartenspiel vom Tod gepackt. Auch hier ist Gegenwehr zwecklos, es sei denn, man hat wie der Brandner Kasper „Kerschgeist“ zur Hand, macht den ungebetenen Gast damit betrunken und ergaunert sich beim Kartenspiel zusätzliche Lebensjahre.